Kopfhörer Bowers & Wilkins PX7 S2 - Boehmke Online

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Kopfhörer Bowers & Wilkins PX7 S2

Typ: Ohr-umschließend, geschlossen, Bluetooth + Kabel (USB, digital + 3,5 mm, analog), ANC
 
Bewertung 20.08.2023:


Bewertung 17.10.2023:

(Abwertung wegen Haltbarkeit, s. u. im Nachtrag!)
 
Nun traf er endlich ein – mein neuer Kopfhörer (KH) Bowers & Wilkins PX7 S2. Nicht, dass mir mein alter KH, der ohraufliegende PX5, keinen Spaß mehr gebracht hätte – ganz im Gegenteil! – aber leider hatte er drei Wochen zuvor seinen Geist aufgegeben. Weil der PX5 weder reparabel noch als Ersatz lieferbar war, nahm ich dankend die kulante Gutschrift für den alten an, legte ein paar Zehner obenauf und bekam nun den Nachfolger des ohrumschließenden PX7. Also eine Nummer größer und eine Nummer neuer als mein alter.
Nach dem Öffnen des Kartons schlägt mir ein strenger Geruch nach „neu“ und „Chemie“ entgegen. Er scheint nicht vom KH auszugehen, sondern von der beigelegten Kopfhörertasche, und glücklicherweise verschwindet er langsam nach einigen Tagen.
Meine Bedenken hinsichtlich Größe und Gewicht wurden glücklicherweise nicht erfüllt. Natürlich ist der neue ein wenig größer als der alte, aber gefühlt sind das bestenfalls wenige Millimeter in jede Richtung. Mit Nackenrolle auf dem Sofa liegend stört er (mich) erstaunlicherweise sogar weniger als sein Vorgänger. Das mag auch am Gewicht liegen, das keinesfalls höher ist als beim alten, und an der etwas verbesserten Anordnung der Bedienelemente. Obwohl er das Ohr umschließt und fest sitzt, drückt er nicht auf meine Brillenbügel und schließt gleichzeitig akustisch richtig gut dämmend  ab. Das Ohrpolster-Material ist sehr weich und angenehm auf der Haut; es erwärmt das Ohr deutlich weniger, als dies der ältere PX5 tat. Sitz und Tragekomfort gewinnen unter dem Strich ein wenig gegenüber dem PX5, ich spüre ihn jedenfalls kaum.
Die Bluetooth-Kopplung mit verschiedenen Zuspielern erfolgt schnell und fehlerfrei. Die Verbindung ist sehr stabil, auch wenn ich mich viele Meter entferne und durch eine Wand vom Zuspieler entfernt bin. Ob die von Bowers & Wilkins empfohlene App installiert werden muss, mag jede/r für sich entscheiden. Bei mir funktioniert der KH auch ohne App einwandfrei. Einzig um eine kleine, sanfte Frequenzgang-Korrektur vornehmen zu können (dazu später mehr), installiere ich sie. Entgegen anderslautenden Berichten in Googles App-Shop funktioniert das bei meinem drei Jahre alten mittelklassigen Samsung-Smartphone auf Anhieb tadellos. Auf einem sechs Jahre alten Tablet ist die Installation wegen der veralteten Android-Version leider nicht möglich – aber für spätere Einstellungs-Änderungen kann ich ja gegebenenfalls das Smartphone verwenden.
Weil der Test-Tag heiß und schwül ist, läuft ein Ventilator im Hintergrund – mit etwas „vorwitziger“ Geräuschkulisse in Form eines mittel-hochfrequenten starken Rauschens. Nach dem Aufsetzen des Hörers geht der Belästigungspegel schon drastisch zurück, nach dem Zuschalten des active noise cancelling (ANC) kann ich es nur noch ahnen. Sobald ich auch nur ganz leise Musik dazusteuere, ist es ganz weg. Super – das konnte der PX5 nicht ganz so gut. Auch bei anderen – tieffrequenten – Störquellen arbeitet das ANC mindestens so gut wie beim Vorgänger. Das schafft Ruhe, auch wenn man mal keine Musik hören möchte (Mittagsschläfchen ohne die Baustelle auf dem Nachbargrundstück). Es herrscht wirklich absolute Ruhe, störendes Rauschen nehme ich nicht wahr.
Dies ertönt erst leise, wenn der Transparenzmodus eingeschaltet wird. Aber gut, diesen Modus benötige ich selten, weil meine Situationen entweder volles Hören nach außen (also gar kein KH) oder völlige Ruhe voraussetzen. Beispielsweise im Verkehr kommt ein ohrumschließender KH für mich generell nicht infrage. Außerdem nimmt man das Rauschen praktisch nur wahr, wenn keine Musik läuft – und das ist bei mir in diesem Modus immer gegeben. Am Ende bin ich mit den ANC-Eigenschaften sehr zufrieden, weil sie die des alten PX5 in der Summe nochmals leicht übertreffen.
Nun komme ich zum Klang und hier wird es schwierig für einen Vergleich, weil mir der alte, defekte KH ja nicht mehr zur Verfügung steht. Allerdings stelle ich immer wieder fest, dass bei bestimmten, absoluten Lieblingstiteln, Unterschiede auch schnell „aus dem Gedächtnis heraus“ festgestellt werden können. Zwei Dinge fallen mir beim ersten Hörtests sofort auf: Einerseits ist der Tieftonbereich kräftiger als beim PX5, andererseits der Raum größer und offener. Die Bühne öffnet sich in Breite und Tiefe deutlich über die Ohren hinaus, was für einen Kopfhörer beachtlich ist. Dabei ist es kein diffuser Raum, einzelne Instrumente oder -gruppen sind scharf umrissen und auch in komplexeren Aufnahmen gut ortbar. Immer natürlich eine geeignete Aufnahme vorausgesetzt! Schlechtes Quell-Material bleibt auch bei diesem KH schlecht.
Obwohl der Bass gegenüber dem PX5 im mittleren und oberen Bereich einen erhöhten Pegel aufweist, klingt er nie unangenehm oder gar brachial (wie ich das durchaus von anderen KH her kenne). Stattdessen reicht er sogar – soweit solche Frequenzen überhaupt in einer Aufnahme enthalten sind – ein wenig tiefer hinunter, was ich etwa bei Orgelmusik oder auch der großen Trommel im Orchester deutlich hören kann, weil beide über den PX7 S3 glaubhafter klingen. Ich neige dazu, in der zugehörigen App im Equalizer den Bass um 3–4 dB abzusenken, dann klingt er für mich tiefreichend und ausgewogen.
Mitten und Höhen verhalten sich ähnlich wie beim PX5. Die Sprachverständlichkeit ist sehr gut im Sinne von natürlich, also frei von Verfärbungen jeglicher Art. Kleinere und sogar größere Chöre klingen sehr gut durchhörbar, ebenso komplexe Film-Soundtracks. Die Höhen sind trotz samtiger Wärme sehr detailreich. Das bringt bei Jazz oder klassischer Kammermusik viel Freude!
Insgesamt wird nichts unterschlagen aber auch nichts überbewertet. Das kann ich – nach der oben erwähnten Basskorrektur – für den gesamten Frequenzbereich so formulieren. Weitere Frequenzgang-Korrekturen sind also keinesfalls nötig. Insgesamt ist im Vergleich zum PX5 durchaus so etwas wie ein „Familienklang“ feststellbar – aber der PX7 S2 spielt auf insgesamt höherem Niveau souveräner und luftiger.
Wegen seiner guten Sprachverständlichkeit ist der KH prinzipiell auch gut als Fernseh-KH geeignet. Bowers & Wilkins hat ihn jedoch mit dem gleichen Codec-Paket ausgestattet, wie den PX5, also ohne den aptx-Codec niedriger Latenz (low latency, LL). Stattdessen ist aptx-adaptive vorgesehen, der zwar automatisch ein HD-Signal erkennt, ansonsten aber nur auf Standard-aptx herunterschalten kann.
Codec
Latenz
SBC170–270 ms
AAC90–150 ms
aptx60–80 ms
aptx HD150–200 ms
aptx Low Latency<40 ms
Bei auf dem Android-Tablet aus den gängigen Mediatheken gestreamten Filmen ist Lippen-Synchronität gegeben. Im Medien-Player kann ich bei lokal gespeicherten Videos gegebenenfalls Ton- und Bild-Versatz korrigieren. Mein Fernsehgerät bietet diese Möglichkeit leider nicht, so dass hier ein leichter (und mich leider störender) Versatz gegeben ist.
Aber zurück zum normalen Hörtest. Erfreulich ist die Tatsache, dass sich kaum ein hörbarer Unterschied zwischen dem Betrieb mit oder ohne ANC einstellt. Auch beim Betrieb über das USB-Kabel konnte ich nichts Negatives feststellen. Lediglich beim Umstieg auf Kabelbetrieb mit dem analogen 3,5-mm-Stecker verliert der Klang, wahrscheinlich infolge der zusätzlichen D/A-A/D-Wandlung. Aber das war auch beim PX5 schon so!
Nun noch einige Kleinigkeiten, die mir nicht gefallen:
  1. Der Tausch der Ansagen gegen kurze Klangschnipsel. Es wird ein wenig dauern, bis ich die ähnlich klingenden Signale eindeutig werde zuordnen können.
  2. Die Bedienelemente an den Hörmuscheln sind sehr flach und filigran – sie lassen sich nur schwer ertasten.
  3. Das Kabel zum Hören über die USB-Schnittstelle eines Zuspielers ist zu kurz, zu dick und zu steif, das erinnert rein gar nicht an ein gutes Kopfhörerkabel.
Diese drei Punkte sind im Grunde genommen jedoch „Jammern auf hohem Niveau“, das keine Abwertung rechtfertigt. Und so lautet mein Fazit:
Mit dem PX7 S2 ist langes, entspanntes Hören möglich, in einer Qualität, wie ich sie bei einem drahtlosen Hörer mit aktiver Geräuschunterdrückung bislang noch nicht gehört habe. Mit dem PX7 S2 werden eindeutig audiophile Musikliebhaber angesprochen. Das Preis-Leistungsverhältnis scheint für die unverbindliche Preisempfehlung (429 €) zunächst grenzwertig. Bei einem Straßenpreis von unter 300 Euro (aktueller Stand im August 2023) reiht sich der KH jedoch preislich in die Riege der Konkurrenten von Bose, Sennheiser und Sony ein, so dass ich ihm im Hinblick auf die deutlich besseren Qualitäten beim Klang im Zusammenspiel mit einem für meine Bedürfnisse hervorragendem ANC sogar ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis bescheinigen kann.
Nachtrag 17.10.2023
Nach nicht einmal zwei Monaten fiel auch dieser neue Kopfhörer aus. Genau wie beim PX5 verabschiedete sich während des Hörens nach kurzen Wackelkontakten die linke Kopfhörerkapsel. Bowers & Wilkins bekommt von mir dafür die gelbe Karte. So kurzlebig war bei mir bislang kein KH – und der PX7 S2 ist mein bislang teuerster KH. In meiner Gesamtbewertung wird dafür ein Punkt gestrichen. Ich hoffe, dass ich nun nicht regelmäßig KH hin- und herschicken muss.
Die Firma HiFi Klubben, bei der ich den KH im August erworben hatte, hat sich dabei vorbildlich verhalten. Innerhalb von 24 Stunden nach Zustellung des defekten KH ging ein neuer Austausch-KH an mich heraus – das nenne ich perfekten Service! DHL (früher „die Post“ genannt) brauchte dagegen für Hin- und Rücksendung insgesamt weitere sieben (!) Tage. Außer meiner Zustellerin hier vor Ort scheint dort nicht mehr viel reibungslos zu funktionieren; dank detaillierter Paketverfolgung kann man ja sehr gut nachverfolgen, wo's hängt.
20.08.2023 - 17.10.2023
 

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