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Übertrager

Die reinen Audiogeräte meines neuen Arbeitsplatzes ließen sich zunächst – obwohl teilweise nur mit asymmetrischen Audioverbindungen koppelbar – brummfrei miteinander verbinden. Alle Netzteile sind schutzisoliert, so dass sie auf den Schutzkontakt verzichten können. Sogenannte Masseschleifen können deshalb nicht entstehen, und in der Folge auch kein Brummen. Erst bei gleichzeitigen Anschluss beider Eingänge der Hauptlautsprecher aus dem Monitor-Controller und der aktiven Frequenzweiche entstand bei völliger Stille im Raum ein ganz leichtes wahrnehmbares Britzeln. Hier bilden die Signal-Verbindungskabel eine Masseschleife.
Kommen die PCs hinzu, ändert sich das Bild. Aus Gründen der Sicherheit benötigen sie einen Schutzleiterkontakt. Beim Verbindung nur eines PCs an die Audio-Anlage ist noch alles in Ordnung, aber sobald mindestens ein weiterer ins System eingebunden wird, ist deutliches Netzbrummen (plus Harmonische) zu hören. Das war früher der Grund, jedem PC eine eigene kleine – von den anderen galvanisch komplett getrennte – Audioanlage zu spendieren
Glücklicherweise gibt es Übertrager als Lösung für dieses Problem. Das sind nichts anderes als kleine Transformatoren, die in diesem Fall nicht für eine Spannungs-Transformierung sorgen, sondern lediglich für die galvanische Trennung des Ausgangskreises vom Eingangskreis. Damit ist dann die Masseschleife unterbrochen und das Brummen unterbunden. Bei HiFi-Freaks sind sie oft verpönt, aber für mich funktionieren sie wie eine gute Medizin: Bei guter Dosierung (bzw. hier Dimensionierung) helfen sie ohne größere Nebenwirkungen.
Es gibt zwei grundsätzliche Möglichkeiten, Übertrager in die Signalkette einzubinden.
Robust, gut geschirmt und mit erhöhter Pegelfestigkeit sind meist in Metallgehäuse eingebaute Übertrager. Je nach nötiger Verkabelung gibt es sie mit Cinch-, Klinken- oder XLR-Buchsen. Für einen Stereo-Zweig kann ein solches Gerät zwischen rund 30 und über 200 Euro kosten. Leider ist hier teurer auch meist besser. Der Preis wird durch das zweite benötigte Kabel weiter  in die Höhe getrieben.
Für niedrige Signalpegel bis etwa 1,5 V (RMS) reichen Kleinst-Übertrager aus. Diese gibt es, z. B. von Neutrik, recht günstig für die Selbstkonfektionierung. Daneben gibt es fertig konfektionierte Kabel mit eingebauten Übertragern, z. B. von Thomann für rund 12 Euro für ein Stereokabel. Auch in mancher passiven DI-Box sitzen Kleinst-Übertrager.
Gleichgültig, für welchen Übertrager man sich entscheidet, er sollte immer ein Spannungsverhältnis von 1:1 aufweisen. Insbesondere bei stärkerer Pegelabsenkungen (z. B. 4:1 oder 10:1) müsste man den Verlust sonst wieder irgendwo „aufholen“, wozu meist eine aktive Verstärkung des Signals nötig ist, was zu zusätzlichen Verzerrungen und Rauschen führt!
Weil sich bei mir die Pegel im gemäßigten Bereich befinden, entschied ich mich für Thomanns Kabel-Übertrager.
 
pro snake BJJ 304-1
3,5 mm Mini-Klinke stereo auf 2x 6,3 mm Mono-Klinke, Preis: ca. 12 EUR
Dieses Spezialkabel mit eingebauten Mini-Übertragern, setze ich zwischen dem Audio-Ausgang eines PCs und dem Monitor-Controller ein.
In dem PC sitzt keine dedizierte Soundkarte, sondern nur der Soundbaustein im Chipsatz. Sowohl dessen nicht gerade berauschende Audio-Qualität wie auch der sehr geringe Ausgangspegel stellen nur geringe Anforderungen an die Übertrager, die vom pro snake BJJ 304-1 locker erfüllt werden. Abgesehen von den fehlenden Störgeräuschen kann ich keine Unterschieder zur Direktverbindung feststellen. Ob es bei sehr hochwertigem Equipment und höheren Pegeln auch so gut und unhörbar funktioniert, vermag ich nicht zu beurteilen, weil ich diesen Fall nicht getestet habe.
Weitere, vergleichbare Übertrager-Kabel – mit jeweils anderen Stecker-Kombinationen – sind BRR 101-1 (je zwei Cinch-Stecker auf beiden Seiten) und BJJ 301-1 (je ein 3,5-mm-Klinkenstecker in Stereo auf beiden Seiten). Sie verhalten sich technisch und klanglich genauso, wie der oben beschriebene BJJ 304-1.
  
Klark Teknik DI 22P
Eingang: 2x 6,3 mm Klinke plus 2x Cinch plus 3,5 mm Mini-Klinke stereo, Ausgang: 2x XLR, Preis ca. 52 EUR
Da ich zur Nutzung mit oder ohne Subwoofer zwei Signal-Zweige auf die Hauptlautsprecher führen muss, entsteht leider die oben beschriebene Masseschleife mit leichten Störgeräuschen. Zu deren Eliminierung kommen – weil an dieser Stelle hohe Pegel anstehen können und höchste Klangqualität vonnöten ist – nur allerbeste Übertrager infrage.
Deswegen setze ich kein simples Übertrager-Kabel (s. oben) ein, sondern das DI 22P von Klark Teknik. Im robusten, kleinen Gehäuse ist es komplett passiv aufgebaut und enthält zusätzlich zu den hochwertigen, gekapselten Midas-Übertragern verschiedene Eingangs-Buchsen, einen Pegelabsenker und Masse-Schalter. Es zeichnet sich also durch eine sehr gute Ausstattung aus. Klanglich gibt es nichts zu beanstanden. Die Störungen werden wirkungsvoll unterbunden – ohne den Klang in meiner Mittelklasse-Abhöre negativ zu beeinflussen. Die hohen Pegel, die zu Verzerrungen führen könnten, werden in meinem System durch feinfühlige Pegelanpassungen von vornherein vermieden.
Leider handelt es ssich bei den internen Übertragern nicht um 1:1-Typen, die keine Pegelveränderung vornehmen, sondern offenbar um 10:1-Typen, was bedeutet, dass der Ausgangspegel 20 dB niedriger ist, als der Eingangspegel. Das Signal, das über diesen Zweig läuft, muss also um zusätzliche 20 dB verstärkt werden. Aus diesem Grund wurde der DI 22P mittlerweile aus meinem System entfernt – trotz aller anderen positiven Eigenschaften.
 
Übertrager „Marke Eigenbau“
Einen universellen, preiswerten und dennoch qualitativ hochwertigen kleinen Übertrager bietet Monacor an: LTR-110 für rund 15 Euro. Man benötigt zwar noch Anschlussbuchsen und ein Gehäuse, ist aber völlig frei in deren Auswahl. Es sind verschiedenste Beschaltungen möglich, von symmetrischen und asymmetrischen Ein- und Ausgängen (auch kombiniert) sowie mit Pegelverhältnissen von 1:3 bis 2:1. Es ist sogar möglich, einen symmetrischen und einen asymmetrischen Ausgang gleichzeitig, aber galvanisch voneinander entkoppelt zu betreiben.
Eine Besonderheit ist beim Aufbau zu beachten: Die Anschlusspins reagieren extrem empfindlich auf Umbiegen. Dann reißen die hauchdünnen Wicklungsdrähte schnell ab und dieser Bereich des Übertragers ist nicht mehr benutzbar – dieser Riss ist leider irreparabel! Am besten also bei freier Verdrahtung mit nicht zu starren Anschlussdrähten arbeiten (dünne, isolierte Litzen) oder pro Übertrager eine kleine Leiterplatte bei z. B. Tube Town bestellen!
Auch empfehle ich den Einbau in ein geschirmtes Gehäuse, um Stör-Einstrahlungen zu vermeiden. Am besten ist dafür Weißblech geeignet, normales Stahlbech ist jedoch auch. Etwas schlechter ist Aluminium – wobei es am Ende davon abhängig ist, wie nah oder weit der Übertrager von stärkeren Störquellen, wie beispielsweise (Schalt-) Netzteilen oder digitalen Endstufen, entfernt ist.
 

Kontakt: E-Mail an mediendesign [ät] posteo [Punkt] de
Der Bildnachweis befindet sich im Impresssum!

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